Digitale Erschließung des Kupferstichkabinetts
Die Kunsthalle Bremen hat 2014 mit einem umfassenden Projekt zur digitalen Erschließung des gesamten Bestandes des Kupferstichkabinetts (mehr als 200.000 Blatt Handzeichnungen und druckgraphischen Blätter) begonnen.
Die Werke auf Papier des 15. bis 21. Jahrhunderts werden in die bestehende öffentlich zugängliche Onlinedatenbank der Kunsthalle aufgenommen und sukzessive veröffentlicht. Die Digitalisierung soll diese Meisterwerke für die breite Öffentlichkeit sichtbar und sie für die internationale, wissenschaftliche Recherche zugänglich machen. Es ist geplant die Bestände im Graphikportal, der Deutschen Digitalen Bibliothek und der Europeana national und international zu vernetzen, um einen sammlungsübergreifenden Zugriff auf die Bestände zu ermöglichen.
Im Rahmen der Digitalisierungsprojekte werden von den Werken zunächst digitale Aufnahmen erstellt. Diese werden anschließend in der Museumsdatenbank mit den technischen Angaben wie Namen der Künstler*innen, Titel, Maße und Technik so vollständig wie möglich, mit alten und neuen Zuschreibungen sowie ihrer Objektbiographie mit Erwerbsdatum und Vorbesitzer*innen erfasst. Mehr als die Hälfte der Werke werden im Zuge dieser Projekte erstmals systematisch erschlossen. Die in der Datenbank zusammengetragenen Informationen werden mit Schlagworten und Normdaten angereichert und so für die Suche optimiert. Sie sind die Grundlage für die spätere Online-Veröffentlichung.
Digitalisierung der Sammlung Klugkist
2017 bis 2020 wurden die umfangreichen Bestände der deutschen und niederländischen Druckgraphiken und Zeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts um die Sammlung Hieronymus Klugkist (rund 12.000 Blatt) digitalisiert. Die Digitalisierung der Sammlung Klugkist wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Der Bremer Senator Hieronymus Klugkist war einer der Gründungsväter des Kunstvereins in Bremen, dem er 1851 seine Kunstsammlung und seine Bibliothek testamentarisch vermachte. Die Sammlung Klugkist bildet einen Grundpfeiler des bedeutenden Bremer Kupferstichkabinetts. Das Projekt wurde im Rahmen der seit 2014 laufenden Digitalisierung des Kupferstichkabinetts durchgeführt.
Die im Zuge des Projektes erstellten über 12.000 Datensätze werden in Kürze im neuen Online-Katalog der Kunsthalle Bremen abrufbar sein. Hieronymus Klugkists Stiftung aus dem Jahre 1851 umfasste neben dem vollständigen druckgraphischen Werk auch mehr als 40 Zeichnungen und Aquarelle Albrecht Dürers sowie anderer Altmeister der deutschen und niederländischen Schule. Die zahlreichen handschriftlichen Notizen Klugkists in seinen Büchern und auf den originalen Passepartouts geben Aufschluss über die Kunstkennerschaft des Bremer Sammlers. Klugkist hatte sich nicht nur mit seinem Interesse an Landschaftsmotiven innovativ gezeigt, sondern auch zahlreiche Zeichnungen erworben, welche noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein kaum Wertschätzung als eigenständige Kunstwerke erfuhren.
2023 feiert der Kunstverein in Bremen sein 200. Jubiläum. Dies ist ein Anlass, sich mit den bedeutenden privaten Stiftern zu beschäftigen, die den Grundstein für den heutigen Bestand legten und zu denen neben Klugkist auch Johann Heinrich Albers, Melchior Hermann Segelken und H.H. Meier jr. gehören.
Digitalisierung französische und japanische Graphik
Zwischen Mai 2019 und April 2023 wurden rund 17.000 französische und 1.000 japanische Druckgraphiken und Zeichnungen digitalisiert. Die Kunsthalle Bremen wurde mit diesem Projekt erstmals von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Die Sammlung französischer und japanischer Kunst der Kunsthalle Bremen ist von herausragender Qualität und im deutschsprachigen Raum ohnegleichen. Maßgeblich wurden diese beiden Sammlungen von den drei zwischen 1899 und 1984 amtierenden Direktoren Gustav Pauli, Emil Waldmann und Günter Busch aufgebaut, die sie mit besonderer Fachkenntnis und im Austausch mit Sammlern, vor allem aber in bewusster Kontinuität weitsichtig ausbauten. Das kunsthistorische Phänomen des „Japonismus“, das nach der Öffnung Japans durch einen engen kulturellen Austausch zwischen Frankreich und Japan in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgelöst wurde, legt die Erschließung der französischen Bestände im Zusammenhang mit der japanischen Sammlung nahe. So beeinflusste der japanische Farbholzschnitt die Impressionisten und die Post-Impressionisten mit seinen Stilmitteln der arabeskenhaft gezogenen Konturlinie, der bewusst eingesetzten Leere und der betonten Flächigkeit der Darstellung.
Das Projekt wird die entscheidende Datengrundlage für die empirische Untersuchung der Sammlungsbestände bieten. Die Digitalisierung des zentralen Bestandes an französischer Kunst verspricht wesentliches Material offen zu legen. Das betrifft insbesondere die Erforschung der Sammlungsgeschichte sowohl der bedeutenden privaten Stiftungen aus der Gründungszeit des Kunstvereins (Sammlung Johann Heinrich Albers und Sammlung H.H. Meier jr.) als auch die Kriegs- und Nachkriegszeit unter den Direktoren Waldmann und Busch.
Die Verschlagwortung der graphischen Blätter mit dem internationalen Kodifizierungsstandard „Iconclass“ erfolgt durch das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, das als Projektpartner zudem die Veröffentlichung der Daten im Graphikportal übernimmt.
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