Letztes Jahr in Marienbad 14.11.2015 – 13.3.2016
Letztes Jahr in Marienbad. Ein Film als Kunstwerk
Der 1961 unter Regie von Alain Resnais gedrehte Film Letztes Jahr in Marienbad (L’Année dernière à Marienbad) hat Geschichte geschrieben: Radikal wie kein Film zuvor brach Resnais' filmische Übertragung des avantgardistischen Nouveau Roman von Alain Robbe-Grillet mit traditionellen Strukturen von Zeit, Ort und Kausalität.
Der Film
Das avantgardistische Pionierwerk spielt mit einer künstlerischen Sprache, in der Stil selbst zum Inhalt wird, sowie mit geometrischen Formen, architektonischen Fluchten und sich wiederholenden kompositorischen Grundprinzipien. Der international erfolgreiche Marienbad-Film definierte ein sich auf alle künstlerischen Bereiche auswirkendes Kunstverständnis, das bis heute aktuell und relevant ist.
Die Ausstellung
Die Gruppenausstellung "Letztes Jahr in Marienbad. Ein Film als Kunstwerk" zeigt erstmals diese besondere Bedeutung der im Marienbad-Film geprägten Nouvelle Vague-Ästhetik für die bildende Kunst auf und machte ihre anhaltende internationale Relevanz erlebbar. Hierfür versammelt die Kunsthalle Bremen herausragende internationale Positionen der Kunst vom beginnenden 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Neben teilweise erstmals präsentiertem dokumentarischen Material vom Filmdreh in verschiedenen bayerischen Schlössern stellt die Ausstellung sowohl visuelle Vorläufer des Marienbad-Films vor und macht die anhaltende Relevanz des Films für die bildende Kunst erlebbar. Ausgehend von surrealistischen Gemälden von unter anderen Paul Delvaux, Giorgio de Chirico und René Magritte liegen Schwerpunkte der Ausstellung auf den durch das Medium Film geprägten Arbeiten von Robert Longo, Cindy Sherman und Sam Samore und auf der Auseinandersetzung mit Erzählung im Kunstfilm bei Kenneth Anger, Vito Acconci und David Claerbout. Das Thema des Barock in der zeitgenössischen Kunst ist mit eindrucksvollen Beispielen von Jeff Koons, Pablo Bronstein, Rodney Graham oder Ceryth Wyn Evans vertreten. Präsentiert werden zudem direkte künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Marienbad-Film: u.a. von Kota Ezawa (Meisterschüler von Nam June Paik), Vanessa Beecroft, Marie Harnett mit einer neuen Zeichenserie, sowie der Künstlergruppe FORT, die exklusiv für die Ausstellung eine neue Arbeit zeigt, die das Nim-Spiel zum Thema hat – ein zentrales Element im Film. Ergänzt wird die Ausstellung durch Beispiele aus den Bereichen der Popkultur und Mode von Blur bis Chanel.
Eine weitere Station der Ausstellung ist vom 7. September bis 27. November 2016 in der Galerie Rudolfinum in Prag.
(Abb.: Georges Pierre, Letztes Jahr in Marienbad, 1960, Sammlung des Österreichischen Filmmuseums, Wien, © Georges Pierre / Laurence Pierre-de Geyer, Foto: Österreichisches Filmmuseum, Wien)
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