ars viva 2025   Wisrah C. V. da R. Celestino, Vincent Scheers, Helena Uambembe   12.10.2024 – 26.01.2025

ars viva 2025. Wisrah C. V. da R. Celestino, Vincent Scheers, Helena Uambembe

Der ars viva-Preis für Bildende Kunst wird seit 1953 vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. an herausragende junge, in Deutschland lebende Künstler*innen vergeben, deren künstlerische Arbeiten eine eigenständige Formensprache und ein Bewusstsein für gegenwärtige Fragestellungen erkennen lassen.

Seitdem wurden mehr als 350 Künstler*innen geehrt, darunter Georg Baselitz, Katharina Sieverding, Albert Oehlen, Rosemarie Trockel, Candida Höfer, Wolfgang Tillmans, Thomas Struth, Jochen Lempert, Jeanne Faust und Omer Fast.

v.l.n.r.: Wisrah C.V. da R. Celestino (Foto: Ana Pigosso), Helena Uambembe (Foto: Rupert de Beer), Vincent Scheers (Foto: Privat)

Die diesjährige Auszeichnung für junge Künstler*innen im Bereich Bildende Kunst geht an Wisrah C. V. da R. Celestino, Vincent Scheers und Helena Uambembe. Der Preis ist in diesem Jahr mit einer Ausstellung in der Kunsthalle Bremen (12. Oktober 2024 – 26. Januar 2025) und dem Haus der Kunst in München (26. Juni bis zum 28. September 2025) verbunden.

Es erscheint ein zweisprachiger Katalog zur Ausstellung im Kerber Verlag.

Wisrah C. V. da R. Celestino (*1989, Buritizeiro, Brasilien) setzt sich in Skulptur, Zeichnung, Text, Fotografie, Sound, Video und Partituren mit verbliebenen Strukturen des transatlantischen Kolonialprojekts auseinander. Der Fokus liegt dabei auf der Institutionskritik, der Sprache und der Objekthaftigkeit. Celestino arbeitet oftmals mit Partituren, die zwischen Anweisungen und Beschreibungen eines Werks angesiedelt sind.
In der Kunsthalle Bremen zeigt Celestino ausgewählte Arbeiten ihres bisherigen Schaffens, darunter Rental/Father (2023), in der ein Zaun des Familienhauses der Künstler*in aus Buritizeiro, Brasilien, als Leihobjekt Eingang ins Museum findet. Theoretische Fragen zu Besitz, Eigentum und Zugehörigkeit werden ebenso verhandelt wie die Verknüpfung dieser Themen mit eigener persönlicher Erfahrung. In ihrer Arbeit Lot (2022), die auf der Rückseite des Museums im Außenbereich installiert ist, wirft die Künstler*in Fragen zu Eigentümerschaft auf – anhand von gemähten Rasenflächen, die den Grundrissen von Ateliers entlehnt sind, in denen Celestino residiert hat.

Vincent Scheers (*1990, Duffel, Belgien) arbeitet in medienübergreifenden Objekt-Assemblagen, Rauminstallationen, Zeichnungen, Gemälden und Multiples mit Wiederholung, Ähnlichkeit und Assimilation. Hierüber schafft Scheers Irritationsmomente und eine Distanz zu alltäglichen Seh- und Wahrnehmungszusammenhängen. Seinen Werken wohnen memento mori gleichsam wie der ironische Kommentar inne. Die vermeintliche Schönheit von Natur wird in Scheersʼ Werken ebenso als Verkehrung in Form von grausamem Verfall sichtbar gemacht. Sein Interesse an Funktionsweisen von Unterdrückungssystemen sind Motor für seine präzisen Beobachtungsstudien natürlicher Zerfallsprozesse anhand von Pflanzen und Bakterien.
Für die Ausstellung in Bremen hat Scheers eine neue Arbeit entwickelt, die einen Druckluftkompressor zeigt, in der das Kopfkissen des Künstlers unter kontinuierlichen Druck gesetzt wird.

Helena Uambembe (*1994, Pomfret, Südafrika) verbindet in ihren Installationen, Performances, Videos nd Arbeiten auf Papier kollektive und individuelle Erfahrungen, die an Fragen zu Herkunft und Identität geknüpft sind. Die Komplexität der archivarischen Annäherung von Erinnerungsarbeit wird deutlich in ihren immersiven Installationen, die vielschichtige Ebenen miteinander verbinden und durch Materialität gezielt zu Teilhabe einladen. Zumeist entwickelt aus persönlichen Elementen, sprechen ihre Arbeiten durch die Universalität ihrer Themen eine Vielzahl an Personen an. Diese Ansprache und Inklusion von Zuschauer:innen sind dabei Teil ihrer Performances.
Für die Kunsthalle Bremen hat Uambembe eine neue Rauminstallation entworfen, die aus einem Vinyl-Boden und einer Soundarbeit besteht. Die Künstlerin hat den Boden mit schwarzen Mustern überarbeitet, die sich bei genauerer Betrachtung als Maschinengewehre, Soldaten, Panzer und Munition erkennen lassen. Auf den ersten Blick harmlos und dekorativ anmutend, entwickelt der Boden eine beklemmende Atmosphäre.

 

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