Ben Vautier Bizart Baz'art   seit April 2024

Der Bizart Baz’art von Ben Vautier

Die Kunsthalle Bremen begrüßt seit April 2024 eine begehbare Installation des im Juni 2024 verstorbenen Künstlers Ben Vautier (*1935 in Neapel). Der bizarre Kunstladen ist ein Hauptwerk des französisch-schweizerischen Fluxus-Künstlers und eine außerordentliche Bereicherung der Sammlung des Museums. Das bedeutende Werk ist ein Geschenk der Karin und Uwe Hollweg Stiftung zum 200-jährigen Jubiläum des Kunstvereins in Bremen.

Ben Vautiers Bizart Baz’art besteht aus 351 Objekten und Texttafeln, die außen sowie innen am kioskähnlichen Gebäude angebracht sind. Ausrangierte Gebrauchsgegenstände, Kunstwerke zweifelhafter Qualität und Vautiers handgeschriebene Slogans sind wie in einem riesigen Puzzle direkt aneinandergereiht. In einem komplexen Geflecht beziehen sich die Teile aufeinander und laden ein, den bizarren Kunstbasar von allen Seiten zu erforschen.

Art Total und Fluxus
Der überbordende, begehbare Kiosk erinnert an den Laden in Nizza, in dem Ben Vautier ab 1955 gebrauchte Schallplatten verkaufte und später auch Ausstellungen organisierte. Bereits hier nagelte er Objekte und Schrifttafeln an die Ladenfassaden, die sich heute in der Sammlung des Centre Pompidou in Paris befinden. Seit den 1950er Jahren sind handschriftlich verfasste Worte und kurze prägnante Sätze das zentrale Werkzeug für Ben Vautier, um sein künstlerisches Konzept zu transportieren. Beeindruckt durch die Ready-made-Idee von Marcel Duchamp, der gefundene Gegenstände zu Kunstwerken erklärte, entschied sich Ben Vautier, die ganze Welt zu seinem Atelier und alles auf der Welt zu seinem künstlerischen Material zu machen. So signierte er etwa alle möglichen Dinge, die bisher noch keine Signatur hatten, wie Menschen, Löcher, Gott, den Horizont und vieles mehr. In seiner Serie der Gestes machte er alltägliche Handlungen zu Kunstwerken wie etwa das Gehen oder das Schwimmen durch den Hafen von Nizza. Gemäß dem Fluxus-Motto „Alles ist Kunst“ hebt Vautier in seinen Werken die Grenze zwischen Kunst und alltäglichem Leben auf.

Kunst und Konsum
Im Bizart Baz’art nimmt Ben Vautier Kunst und Konsum in den Blick. Dabei spiegeln die Unmengen an unterschiedlichen Objekten und Slogans die Unersättlichkeit unserer vom Konsum geprägten Gesellschaft. Der bizarre Kunstbasar regt zum Nachdenken darüber an, was Kunst eigentlich ist und ob es etwas gibt, das man nicht kaufen kann.
Ben Vautier erinnert sich an die Entstehung des Werkes: „Anfangs dachte ich im Geiste von Fluxus daran, alles zu zeigen, was nicht verkauft werden kann: Illusionen, Lügen, Löcher, fehlende Gegenstände, etc. Doch als ich nach unverkäuflichen Dingen suchte, wurde mir klar, dass die Mahlmaschine der Gesellschaft alles schlucken und verkaufen kann. Ich nannte es daher ‚Alles ist Ware, weil alles Kunst ist, es gibt keine Möglichkeit zu fliehen‘.“ Vautier geht es aber auch um Auswege aus dem Konsumstrudel: um das Teilen und den Tauschhandel, die Beziehung zu anderen und darum, wie Kunst möglichst viele Menschen erreichen kann.